Mami, Mami, meine Zahnärztin hat überhaupt nicht gebohrt. Sondern einen Schlachtplan entworfen. Am 27. April geht es wieder los. Ich habe Angst.
Stachanow - 18. Apr, 16:41
Realität ist eine Halluzination, hervorgerufen durch einen Mangel an Alkohol.
Deshalb freut sich Stachanow, der das Osterwochenende durchgearbeitet hat, sehr darauf, heute abend eine Flasche Frühburgunder Auslese trocken aus dem Holzfass, Jahrgang 2002, Lage Nordheimer Vögelein, 13,5 Volumenprozent Alkohol, zu entkorken. Käuflich zu erstehen ist der Wein beim Weingut Büttner, Nordheim, gleich an der Mainfähre. Flasche zu 10,20 Euro.
Stachanow - 17. Apr, 18:36
Soso,
das also passiert im Unterschichten-TV ZDF mit unseren Gebühren.
Stachanow - 7. Apr, 09:25
Meine Großmutter ist gestorben. Mit 86, daheim, nach anderthalb Wochen Bettlägerigkeit, in den Armen ihres Sohnes. Ihre letzten Worte zu ihrer Schwiegertochter waren: "Oh, Annette, i glaub, i varreck etzt nau." Ihre letzten Worte zu meinem Onkel hat der für sich behalten.
Schöner sterben geht heute nicht mehr. Die Beerdigung war auch sehr schön. Der katholische Pfarrer, dessen Homosexualität ihm ebenso deutlich ins Gesicht geschrieben stand wie sein Nihilismus (er hat sich wohl nur der Homosexualität halber seinesgleichen angeschlossen), fand nette Worte. Auf dem Friedhof lief es pannenfrei weiter. Als der viel zu große Sarg für das kleine tote Menschlein zu Grabe getragen wurde, riss der Himmel auf und die Sonne schien meiner Großmutter ins Grab. Und ich spürte, dass ich am Leben bin und etwas anfangen muss mit meinem Leben, mehr als bisher.
Das beste aber war der Leichenschmaus. Was haben wir gelacht in der Wirtschaft, als meine Mutter, die älteste Tochter der Verstorbenen, aufgestanden ist und die Bestellung abgegeben hat: "Meine Mutter hat in der Wirtschaft immer nur Wiener Schnitzel gegessen. Weil in was anderem sind Ratzen drin. Herr Wirt, vergessen Sie, was die Leute bestellt haben. Wir essen jetzt alle ein Wiener Schnitzel."
Wenn ich mal tot bin, sollen auch alle lachen.
Stachanow - 5. Apr, 17:34
Kunde, diktatorisch: "Telefontermin Montag um zehn."
Stachanow, authentisch: "Zehn passt mir leider nicht, am Montag hat Frau Stachanowa Geburtstag, da pflegen wir ausgiebig zu frühstücken. Können wir auf 14 Uhr verschieben?"
[Edit: Der Job ist überhaupt nicht zeitkritisch, mit dem Kunden arbeite ich seit 1996 zusammen.]
Kunde, ärgerlich: "Wenn Ihnen Privates vorgeht, haben Sie einen Kunden weniger."
Stachanow, devot und gar nicht mehr authentisch: "Entschuldigung, natürlich am Montag, jaja, sehr wohl."
Seither kann ich mich nicht mehr leiden. Und ich kann mit niemandem zusammenarbeiten, den ich nicht leiden kann. Den Kunden rausschmeißen geht nicht, weil sonst Arbeitsplätze verloren gingen. Meiner natürlich nicht, als Cheffe. Es würde einen Unschuldigen treffen.
[Edit: Hätte ich irgendeinen Geschäftstermin vorgeschoben, der Kunde wäre problemlos auf 14 Uhr mitgegangen.]
Stachanow - 5. Apr, 10:26
Stachanow, der Held der Arbeit, ist fertig mit seinen 20 Ster Holz. Geliefert als Sterholz, hat er das Holz mit der Motorsäge geschnitten, mit dem Spalthammer gespalten, sauber aufgestapelt und auch schon das Sägemehl verräumt.
Zum Aufstapeln hat er Pfähle gekauft. Die bietet ein Baumarkt, der 20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung - gibt, als Zwei-Meter-Pfahl, grün kesseldruckimprägniert, für 3,99 Euro feil. Ein stolzer Preis für so einen Pfahl. Je nun, denkt sich Stachanow, selbst Unternehmer, und addiert Prozesskosten des Kassiervorgangs, Logistik- und Lohnnebenkosten und vor allem die Werbekosten für die Spots - und kommt in Summe zur Überzeugung, dass der Baumarkt ja auch von etwas leben will.
Zumal der Pfahl ja abzüglich der 20 Prozent nur 3,19 Euro kostet. Dann sieht Stachanow bei der Baywa auch kesseldruckimprägnierte Zwei-Meter-Pfähle, einen Zentimeter weniger stark als die beim Praktiker, aber geradeso tauglich, für 1,59 Euro. Dort spricht der Preis.
Stachanow - 2. Apr, 14:15