Donnerstag, 30. März 2006

Deine Tochter

Ich verstehe die Frauen nicht. Neulich spreche ich mit Frau Stachanowa darüber, wann wir zuletzt gemeinsam in Berlin waren.

Sie schaut mich entgeistert an und fragt: "Du weißt das nicht mehr?"

Ich gestehe: "Ja."

Ich weiß noch, wo wir waren und was wir gemacht haben. Sogar wie das Wetter war, es war schlecht. Aber ich habe keinen Schimmer, wann ich das letzte Mal mit meiner Frau in Berlin war.

Sie fragt: "Wirklich nicht?" Dann wendet sie sich ab und schmollt.

Ich grüble, suche nach hochdramatischen Ereignissen in Berlin, finde keine und mache einen Fehler. Ich frage meine Frau: "Ja wann denn?"

"Als ich mit deiner Tochter schwanger war", entgegnet sie, tief enttäuscht und fast ein wenig heulend. "Hochschwanger."

Jetzt fällt es mir wieder ein, wie sie ihren Bauch damals durch Charlottenburg geschoben hat, aber es ist zu spät. Viel zu spät.

"Als ich mit deiner Tochter schwanger war."

Lieber Himmel, was spricht alles aus diesem einen Satz? Ich lese daraus: Wenn du mich lieben würdest, wenn du deine/unsere Tochter lieben würdest, dann wüsstest du, wann wir gemeinsam in Berlin waren. Du weißt es nicht, also liebst du uns nicht.

Als ob Liebe dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen könnte.

Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass wir mal wieder nach Berlin fahren.

Cluster

Es gibt ein neues Modewort in der Politik. Egal, ob in der Bildung, in der Wirtschaft oder dem Gesundheitswesen - kaum ein Politico kommt mehr ohne das Wort "Cluster" im aktiven Sprachschatz aus. Sobald drei halbwegs dasselbe machen und regional nicht weiter als vier Flugstunden auseinander sind, ist's ein Cluster. Bald wird auch Klinsi seine Viererkette "Abwehrcluster" nennen.

Dienstag, 21. März 2006

Motorrad im Winter

Ich habe den Winter über auf dem Motorrad 10.000 Kilometer runtergekurbelt. Es war kalt, schneereich, und das Salz hat dem japanischen Sensibelchen arg zugesetzt. Aber egal, manche Fahrten haben auch Spaß gemacht.

Vorgestern, am ersten Frühlingssonntag, sind vier Millionen andere Motorradfahrer aus ihren Löchern gekrochen. Ich habe sofort aufgehört zu grüßen. Mich hat jetzt vier Monate lang auch kein Aas gegrüßt ...

Nie bei Bofrost

Es ist schon eigentümlich. Mein neunjähriger Sohn überholt mich.

Gestern hat mir meine Frau bei Aldi Inline-Skates besorgt. In meiner Kindheit hatte ich nur Rollschuhe, aber es gab eine Zeit, in der ich mich auf diesen und auf Schlittschuhen ganz ordentlich bewegen konnte.

Zum Fahren war es gestern abend schon zu spät. Aber heute in der Früh stand mein Sohn mit seinen Inlinern da und hat mit aufgefordert. "Stachanow, jetzt fahren wir."

Ich wollte mich drücken, sagte, "Du musst doch zur Schule." Aber als Konfessionsloser hat mein Sohn keinen Religionsunterricht, deshalb fängt für ihn dienstags die Schule zwei Stunden später an.

Also haben wir die Inliner ausprobiert. Und mein Sohn hat mich abgehängt, stehen lassen wie einen alten Mann. Schnaufend und wacklig bin ich hinter ihm den Berg hochgetapst. Noch schlimmer war der Weg runter. Das Bremsen mit der Ferse war übel. Also fahre ich Schlangenlinien, um das Gefälle auf einen längeren Weg zu verteilen. Mein Sohn steht längst unten und wartet. Ich rufe "Kommt ein Auto?" und er schreit "JA!"

Tatsächlich schiebt er sich um die Ecke. Der dicke Bofrost-Wagen. Ich will ausweichen, rase mit einem Affenzahn von mindestens 12 km/h auf den Randstein zu. Dahinter ein fieser Jägerzaun. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon, wie mein echtes Auge die Spitzen herabläuft. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich lasse mich zur Seite fallen. Das Knie tut weh. Die Räder der Inline-Skates drehen sich noch, als der Bofrost-Mann auf meiner Höhe anlangt, anhält und das Fenster runterkurbelt. "Ist ganz schön gefährlich", sagt er.

Ich habe noch nie bei ihm eingekauft. Aber jetzt, jetzt werde ich ihn boykottieren.

Montag, 20. März 2006

24 Monate Probezeit

Im Koalitionsvertrag unserer tollen großen Koalition, geführt von unserer tollen und durchsetzungsfähigen und überhaupt nicht zickigen Erfolgskanzlerin Angela Merkel steht drinnen, dass die Probezeit bei Neueinstellungen auf 24 Monate ausgedehnt wird. Der (seit er Vizekanzler ist ständig affig grinsende) Münte hat's abgezeichnet. Dem Depp von Kauder ist's nicht genug, daher kommt das Thema bei uns gerade in die Medien, unter der Rubrik Parteiengezänk.

In Frankreich läuft die Angelegenheit unter einer anderen Rubrik. Dort hauen die jungen Leute wegen der Verlängerung der Probezeit bei Neueinstellungen auf 24 Monate, jawoll, wegen des identischen Sachverhalts, gerade alles zu Klump. Und zwar, aus meiner Sicht des Kleinunternehmers, zu recht. 24 Monate Probezeit heißt nichts anderes als Perma-Temp (oder Dauerpraktikant, wobei der Anglizismus ausnahmsweise schöner ist, weil nettes Paradoxon). Und das muss niemand mit sich machen lassen. Wer als Unternehmer Leute braucht, der soll sie einstellen. Wenn er sie wieder loswerden will, soll er zahlen. Dafür verdient er mit seinem Kaptialeinsatz ordentlich Geld. Fertig.

Hey, wir haben doch Globalisierung?! Wie wäre es mal mit einem Streik in Deutschland? Nicht ein Streik gegen 18 Minuten mehr Arbeit. Sondern ein Streik gegen 24 Monate Probezeit, ein Streik nach französischem Vorbild, höchst politisch, damit in Deutschland höchst illegal, aber auch höchst wirkungsvoll.

Samstag, 4. März 2006

Nahrologie

Garnier Jade passt sich bei der Anpreisung der neuesten Falten-Krem offenbar dem Intellekt der Kundschaft an und nennt das ganze Nahrologie. Ich fürchte, dieser Neologismus soll igendwie populärwissenschaftlich klingen - und ich fürchte, der kommt an.

Was mich interessiert: Wer sind die Leute, die sich so einen Blödsinn einfallen lassen? Was rauchen sie? Was denken sie, wenn sie morgens in die Arbeit gehen, und mit welchen Gefühlen sehen sie die Werbespots, die sie verbrochen haben? Ist da Scham dabei? Wenn jede Ausstrahlung des Spots so viel Geld kostet wie, sagen wir, eine "Teamassistentin" im Monat verdient - rechnet sich das? Finden sich tatsächlich so viel Blöde, die das kaufen? Platziert der Handel tatsächlich die Nahrologie-Krem aufgrund der vielen Spot-Ausstrahlungen in den besten Auslagen? Mit welchem Instrumentarium schaffen die Marktforscher die Fakten, damit das Marketing den ungeheuer blöden Begriff Nahrologie absegnet? Wie heißt Nahrologie auf Englisch/Französisch/Russisch? Sind die anderen Bezeichnungen ebenfalls so ungeheuer blöde wie der deutsche? Hat Blödheit System? Ist sie etwa gar das Geheimnis des Erfolgs von Garnier?

Hey, Ihr Anjas bei Garnier, Ihr habt doch bestimmt so ein Blog-Überwachungstool laufen. Bitte antwortet mir, wir sind hier ja anonym, gelle. Ich bin nur ein kleiner PR-Depp und fürchte, wenn ich keine Antworten erhalte, dumm zu sterben.

Freitag, 3. März 2006

Duplo

Duplo ist das längste Hanuta der Welt.

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