Freitag, 20. Januar 2006

Schullandheimlagerkoller

Nun ist mein Sohn wieder da. Kein Pädophiler hat sich an ihm während seines Schullandheimaufenthaltes vergriffen, kein Lehrer hat ihn geschlagen, kein Mitschüler hat ihn drangsaliert. Aber fertig war er dennoch. Acht Tage lang Gruppendynamik macht den härtesten Hund verrückt. Erst recht Schulbuben.

Ich habe mehrfach während des Studiums bei einem Bohrtrupp gearbeitet. Überprüfung der Dichtigkeit von Talsperrensohlen, Baugrunduntersuchungen, Überprüfungen des Dortmund-Ems-Kanals auf Dichtigkeit. Löcher von fünf bis 250 Meter Tiefe. Wochenlang nur auf der Bohrstelle, wochenlang jeden Tag tonnenschwere Verrohrung auf- und abschrauben, beim Bohrkronenwechsel mitunter 60 Tonnen am Tag bewegen, pro Mann. Abends haben wir Arbeiter uns gegenseitig schier zerfleischt. Lagerkoller eben. Der hat schon die bestausgerüsteten Expeditionen scheitern lassen. Ich bin sicher, mein Bub war kurz vor dem Schullandheimlagerkoller. Und das ist kein Witz.

Donnerstag, 19. Januar 2006

Brief aus dem Schullandheim

Heute erreichte uns folgender Brief meines neunjährigen Sohnes:
Liebe Mama,

das Essen ist gut. Ich will heim. Ich gehe niewider (niewider!) ins Schullandheim. Es geht mir gut.

Sonst haben wir von ihm keine Nachricht.

Ich kenne meinen Sohn. Es geht ihm nicht gut. Er ist ein zähes Kerlchen, aber es geht ihm zweifelsohne nicht gut.

Meine Frau und ich haben lange hin und her überlegt, ob wir ihn heute heimholen sollen, wenn er doch morgen schon ohnehin nach Hause kommt. Wir haben dann beschlossen, dass wir ihn nicht holen werden, wegen des Aufruhrs. Ich hoffe nur, dass ich mir nie vorwerfen muss, ich wäre zu feige gewesen, meinen Buben da herauszuholen.

Samstag, 14. Januar 2006

Eheliche Liebe

Als ich gestern von meinem Besuch der Brillenfachmesse Opti (Slogan: Come. See. Profit.) nach Hause fuhr, war ich derart überreizt von dem Sprech der Marketingleute ("Wir brauchen ein Bekenntnis zur Brille" und dergleichen durchaus Ernst gemeinte Pseudoreligiosigkeiten aus der Emotionalisierungs-Schublade mehr), dass ich mich betrinken musste. Zum Wein knabberte ich Knoblauchzehen.

Doch selbst die zweite Flasche Wein wollte mich nicht wieder runter bringen. Da sagte Frau Stachanowa zu mir: "Ich habe keine Lust und du hast eine Fahne und stinkst tierisch nach Knoblauch. Aber anders kommst du nicht mehr runter. Und wenn wir es jetzt nicht machen, zappelst du bloß wieder die ganze Nacht im Bett rum und murmelst im Schlaf." Sprachs und zog sich aus.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr ich meine Frau liebe?

Donnerstag, 12. Januar 2006

TV

Was ich mal wieder sehen will:
  1. einen Elvis-Film
  2. den Hofnarr mit Danny Kaye
  3. Irgendwie und Sowieso

Dienstag, 10. Januar 2006

Detroit

Es war vorgestern, glaube ich, da lief ein Beitrag über Detroit im "Heute Journal" auf dem ZDF. Die Stadt hat von ehedem 2 Millionen Einwohnern eine Million verloren. Die Bilder zeigten ein einziges Glasscherbenviertel. Oder eine Kulisse für Endzeitfilme.

Marx hatte Recht. Der Kapitalismus ist auf dem Hund.

Zumindest der nach angloamerikanischer Prägung. Und wir in Good Old Germany? Unsere Neoliberalen eifern dem amerikanischen Wirtschaftssystem hinterher, mit Shareholder Value, Luftbuchungen nach IFRS und einem "Deutschen Corporate Governance Kodex" mit Pseudoregeln guter Unternehmensführung. Wir haben unsere Gewerkschaften entmachtet und die Mitbestimmung ausgehebelt. Dafür faseln wir was von "Mitarbeiter als wichtigstem Kapital".

Und das sage ich als (Klein-)Unternehmer.

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