Mittwoch, 23. November 2005

Reden in 4 pt Courier

Gerade telefoniere ich mit einem Menschen, der ungewöhnlich schlimm fistelt und das auch noch sehr schnell. Das Gespräch ist deshalb ziemlich anstrengend. Danach frage ich meinen Grafiker, der den Mann persönlich kennt, was das denn für einer sei.

Sagt der Grafiker: "Der Mensch ist ein Hüne. Der redet bloß in 4 pt Courier".

Montag, 21. November 2005

PR-Bizz

Gefunden bei Joseph Heller, Endzeit:

Nachdem er die Universität mit der nüchternen Erkenntnis verlassen hatte, dass er keinen Wert darauf legte, seine höhere Bildung noch weiter zu erhöhen, hatte Yossarian erst eine Weile unterrichtet und war dann in die Werbung gegangen. Er reüssierte, genoss seine jährlichen Gehaltserhöhungen und kleinen Beförderungen, mochte die Leute dort lieber als die an der Universität, bekam am Ende des dritten Jahres wieder eine kleine Aufbesserung und beschloss, sich nach einer anderen, besser bezahlten Arbeit umzusehen. Er fand rasch eine besser bezahlte Stelle bei einer anderen Agentur, die so ziemlich dieselben Aufträge bearbeitete wie die, bei der er soeben aufgehört hatte. Er blieb, bis er seine jährliche Gehaltserhöhung bekam, und sah sich dann nach einem anderen Job um und einer weiteren schnellen Gehaltserhöhung.

Jedesmal wenn er eine Firma verließ und zur nächsten ging, geschah es mit dem entmutigenden Entschluss, dass er den Rest seines Lebens nicht damit verbringen wollte, seine Intelligenz, Phantasie und gute Erscheinung zur Förderung des Umsatzes von Produkten einzusetzen, die er selbst nicht benutzte, und von Veröffentlichungen, die er normalerweise nicht lesen würde. Andererseits fiel ihm kein Produkt und keine Idee ein, für die er sich gerne engagiert hätte und die ihm auch genug für all die Dinge eingebracht hätten, die er für sich, seine Frau und die Kinder zu erwarten gelernt hatte. Das Dilemma war nicht allzu qualvoll.

Joseph Heller, Endzeit. Aus dem Amerikanischen von Joachim Kalka. Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, Januar 1997. Seite 198 f. ISBN 3-596-13439-0 (vergriffen)

Dem ist doch nichts hinzuzufügen, oder?

Radio Fassatal

Krokodil
schwamm im Nil.
Zähne spitz.
Pfiad Di Fritz.


Original erlauscht bei einem Südtirolausflug.

Freitag, 18. November 2005

Focus Online will meine Meinung nicht

Focus Online, beinahe schon erste Adresse für Boulevardthemen, schreibt die neueste Tratsch-Geschichte über Paris Hiltons Affen. Soweit, sogut.

Lustig 1: An der Fußzeile des Beitrags werde ich nach der Bewertung der Meldung gefragt.

Lustig 2: Als ich "-3" anklicken will, werde ich nach Benutzername und Kennwort gefragt. Internet 2.0?

Internet 2.0?

Donnerstag, 17. November 2005

Fehdehandschuh an Philipp

Beim Haltungsturner fetze ich mich mit einem Kulturbeutel namens Philipp. Was ich nicht will: Das Wohnzimmer des Haltungsturners mit Kraftausdrücken einsauen. Da Philipp anonym und ohne Link kommentiert, kann ich die Auseinandersetzung auch nicht auf seinem Blog austragen. Nun gut, lade ich Dich hierher ein.

Nochmal, für Dich:

Der Cornet Rilkes ist ein sich auf höchstem Sprachniveau abspielendes Haut-den-Heiden-heldisch-eins-auf-die-Waffel-fickt-einmal-in-eurem-Leben-eine-Adelige-und-danach-kackt-ab-dabei-fürs-Vaterland-Aufopferungsbüchlein, das in seiner Wirkungsgeschichte ziemlich verheerend ist, alldieweil es im I. Weltkrieg - sehr erfolgreich - als Durchhalteliteratur eingesetzt wurde.

So, und jetzt warte ich auf Deine wohlfeile Antwort, Du armseliges Siebengescheitle! Literaturkritik und Literaturwissenschaft von unten packst Du wohl nicht, hä?!

Übrigens, da du es anzweifelst: Mein Studium dieser Diskussionswissenschaft habe ich ziemlich erfolgreich abgeschlossen. Aber als ich dann aus der Hochschule raus und zurück ins echte Leben ging, habe ich recht schnell damit aufgehört, den simpelsten Schmarren so weit ausdifferenzieren zu müssen, bis links nicht mehr links und rechts nicht mehr rechts, bis falsch nicht mehr falsch und richtig nicht mehr richtig ist, sondern halt alles schön kuschelig im Vagen bleibt. Manche können sich davon nicht trennen. Sondern fühlen sich in diesem ungefähren und ungefährlichen Gekuschel sauwohl.

Jawohl, meine Herkunft ist proletarisch. Obwohl ich studiert habe und mit Worten mein Geld verdiene, und davon nicht wenig, bin ich kein verfeinerter Bildungsbürger geworden, sondern allenfalls Bildungsproletarier. Darauf und auf meine Herkunft bin ich stolz.

Mein Urgrovater mütterlicherseits nomadisierte in den 1930er Jahren als Schäfer in der Schwäbischen Alb und wurde von den Nazis im Arbeitslager sesshaft gemacht. Mein Großvater väterlicherseits war Holzmacher im Bayerischen Wald und faktisch Analphabet. Als er im II. Weltkrieg auf Fronturlaub einen SA-Mann niederschlug, weil dieser die Geliebte meines Großvaters gefickt hatte, fand er sich in Norwegen beim Minenräumen wieder.

Meine Ahnen sind zeitlich nah dran, aber wesenhaft weit weg von Rilke. Zum Glück.

Bush wie der Dabbelju

Nach zwölf Jahren Pause hat Kate Bush mit Aerial ein neues Album veröffentlicht. Ich mochte Kate Bush in den 80ern nie richtig. Das war für mich so versponnenes Weiberzeugs, dem der Duft von Patschuli und aromatisiertem Tee anhing. Vorzugsweise Wildkirsch. Wobei - wenn ein Mädchen Kate Bush auflegte im Mädchenzimmer mit dem obligatorischen Pierrot-Poster an der Wand, dann stieg die Wahrscheinlichkeit, dass ich bald an ihr rumfummeln durfte. Pavlov's Dog auf dem Plattenteller verhieß eindeutig Sex, Kate Bush war zweideutig. Nicht selten lag ich daneben mit meiner Deutung der Signale und flog raus aus dem Mädchenzimmer mit dem Pierrot-Poster an der Wand. Was blieb, war sehnsüchtiges Mitsummen, wenn Babooshka im Radio lief.

Neulich las ich im Spiegel eine euphorische Plattenkritik über das neue Album von Kate Bush und eine in der taz. Meine Frau mochte Kate Bush immer schon, vielleicht, weil die Musik für sie das Signal war, dass sie die Jungs an sich rumfummeln ließ, und so beschlossen wir, in die Plattenabteilung vom Drogeriemarkt Müller zu gehen. Ganz analog, nix Amazon.

Die sehr junge, sehr nabelfrei gekleidete Frau dort im Verkauf kannte Kate Bush natürlich nicht und tippte Busch wie Strauch in den Computer. "Nein", sagte meine Frau, "Bush wie George Dabbelju, der amerikanische Präsident." Allen Ernstes fragt die Frau zurück: "Mit Doppel-U?"

Aber wir haben dann das Album schon gekriegt beim Drogeriemarkt Müller. Die Musik ist einfach zum Heulen schön.

Kaufen!

Donnerstag, 10. November 2005

Wer das liest

IBM ist doof.
Nstein Technologies ist doof.
Factiva ist doof.


Lest Ihr das? Ihr seid voll doof.

Allgemeinplatzeck

Die von mir nicht allzusehr geschätzte "Welt am Sonntag" teilt meinen Eindruck von Matthias Platzeck, nennt ihn "Elastischen Hoffnungsträger" und beobachtet genau:

Zum Abschied gibt es das obligatorische Gruppenfoto. Die Stars unter den agilen Senioren, die die meisten Busreisen oder Bastelstunden organisiert haben, eilen in die kalte Novembersonne, um sich vor einem Plakat zu verewigen. In ihrer Mitte ein fröhlicher Ministerpräsident, der nach links und rechts scherzt, Hände und Oberarme ergreift. Das ist kein populistisches Bad in der Menge, sondern die hochkonzentrierte Freundlichkeit eines Chefarztes auf Visite. Wäre er nicht Politiker geworden, hätte der attraktive 51jährige auch als Hauptdarsteller eines deutschen "Emergency Room" Karriere machen können.

Vielleicht sollte ich öfter die Springer-Presse lesen.

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