Mittwoch, 4. Mai 2005

Dotcomtod

Dotcomtod war Spaßguerilla pur und wichtiges Korrektiv in Zeiten des Hypes. Der rollt gerade tsunamiartig in Neuauflage auf uns zu, mit allem, was dazugehört: schlechte PR, aufsässige Jugendliche in Anzügen, Dauerpraktikanten, die sich mit windigen Ideen identifizieren bis zur Selbstaufgabe.

Auch Dotcomtod, in Form eines Blogs von Lanu, scheint Auferstehung feiern zu können.

Nur weiß ich nicht, ob ich nochmal dabei sein werde.

Mittwoch, 20. April 2005

Am 21. April

also morgen, werde ich 40. So, jetzt warte ich darauf, wer gratuliert. Nachdem ich das nicht in die Head gepackt habe, werden es nur meine echten Leser sein. Ich bin gespannt. Warum ich das heute schon poste? Weil ich morgen ganz sicher nicht am Rechner hocken werde. Der Held der Arbeit nimmt sich einen Tag frei.

Paparatzi

Der Paparatzi ist beste, was den Katholen passieren konnte. Ein Fundamentalist, der gegen diese evangelischen Fundemantalistenfreikirchen etwas entgegenzusetzen hat. Die Basis des Irrsinns wird schmäler, dafür der Irrwitz tiefer.

Das stört mich als praktizierenden Atheisten und Antitheisten (selbst wenn das Herrgöttle gibt, kann es mir gestohlen bleiben) nicht.

Wohl aber die Medienöffentlichkeit. Und ein Stoiber, der meint, er könnte jetzt mit denselben sieben Tugenden des Paparatzi (Farblosigkeit, Dogmatismus, Sturheit, Technokratentum, Borniertheit, Sadismus, Aktenfresserei) Kanzler werden.

Montag, 18. April 2005

Sicherheitsüberprüfungsfeststellungsverordnung

46 Buchstaben. Drei "ung"-Nachsilben. Ganze 142 Google- Hits. Und ein Thema, mit dem ich mich gerade beruflich auseinandersetze.

Diese Sicherheitsüberprüfungsfeststellungsverordnung ist Teil der Anti-Terror-Gesetzgebung. Die Verordnung besagt nicht weniger, als dass Logistiker, die Gefahrgüter transportieren, eine Sicherheitsüberprüfung der Mitarbeiter durchführen müssen, die mit Gefahrgut in Berührung kommen.

Damit Al Kaida keinen Heizöltankzug kapert, wird also im Privatleben des Fahrers geschnüffelt.

Wobei zuviel Schnüffeln Löcher ins Hirn brennt.

Freitag, 15. April 2005

Pressekonferenz am Mittwoch

Kunde will Pressekonferenz auf einer Messe, Stachanow soll organisieren. Stachanow macht es klug. Zuerst bezirzt er die Frau in der Pressestelle der Messe mit bäurischem Charme, bis sie den Buchungsplan der Konferenzräume rausrückt - zwei Wochen, bevor er online gestellt wird. Okay, die offiziellen Termine sind bekannt.

Was ist aber mit den Stand-PKs? Jetzt beschwatzt Stachanow die Messeleitung, bis sie ihm sagt, wann welche Aussteller darum bitten, die Musik am Nachbarstand leise zu drehen.

Nun ruft er den Chef vom Dienst der meinungsführenden Fachpublikation an, der ihm zusätzlich die Termine seiner Redaktion rausgibt. Das verifiziert er mit den Angaben eines zweiten Chefredakteurs.

Bei der Durchsicht von 20 Seiten Fax, 15 Seiten Word und 8 Ecxel-Sheets stellt Stachanow fest, dass zwei sehr große Aussteller ihre Termine noch nicht veröffentlicht haben. Natürlich kennt er die Pressechefs dieser Unternehmen und ruft durch. Ja, die Termine sind nicht offiziell, hört er am Telefon. Er macht einen Deal: Ihr kriegt das Timetable aller Pressekonferenzen, wenn Ihr mir Eure Termine gebt. Es funktioniert.

Zuletzt macht Stachanow für den Kunden eine schnuckelige Gesamtübersicht und legt die dem Cheffe dort vor.

Und der sagt: Unsere Pressekonferenz ist am Mittwoch, weil am Donnerstag muss ich zum Friseur.

Donnerstag, 14. April 2005

Schluss

Am 8. November 1985 machte Peter das erste Mal einen ganzen Tag blau und fuhr mit der Linie 22 in die Stadt. Am Molkereistand des Stadtmarktes fraß er sich durch einen Riesenteller voll Grießbrei und ließ dem Ganzen einen Kaiserschmarren folgen. Früher hatte der Vater, wenn man zweimal im Jahr, zum Sommer- und Winterschlussverkauf, in die Stadt fuhr, die Familie auch auf den Molkereistand eingeladen. Ganz so wie daheim schmeckte es nicht, aber es war warm, klebrig, süß und gut. Dann schlenderte er los in eine Buchhandlung, um sich diesen Narziss und Goldmund zu kaufen, von dem Karen gesprochen hatte. Karen. Auch sie war warm, süß und gut.

Vor ihm trippelte eine junge Frau. Über ihren Stöckelschuhen trug sie weiß-blaue Ringelstrümpfe, dazu nachtschwarze Seidenshorts. Seidenshorts im November! Im passend zur Hose nachtschwarzgefärbten Haar, das in wilden Knicken vom Kopf abstand, steckte ein keckes Matrosenhütchen. Haare wie Sauerkraut, befand Peter abschätzig. Aber er musste zugeben: Solche Frauen kannte er bisher nur aus Duran-Duran-Videos.

Als sie die Maxstraße erreichten, bohrte sich die Sonne durch den weißen Hochnebel. Peter sog mit tiefen Zügen die Großstadtluft ein. Für seine Begriffe viel zu früh langte die Duran-Duran-Frau in ihren Blazer mit den monströsen Schulterpolstern und fingerte einen Autoschlüssel heraus. Sie stieg in einen 323er BMW mit Aichacher Nummer und fuhr mit quietschenden Reifen über das Kopfsteinpflaster auf und davon.

Peter verspürte Glückseligkeit. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass die Frauen und die Autos niemals schöner werden würden als heute, an diesem 8. November 1985. Er war in der Blüte seines Lebens angelangt. In seinem Geldbeutel steckte das dicke Bündel Geld, das er beim Schafkopfen in der Uni-Cafeteria gewonnen hatte. Die Stadt gehörte ihm. Niemals mehr würde er der von Selbstzweifeln geplagte Dorfdepp sein. Am Königsplatz ging er aufs Klo und bewunderte, während er in dem Ammoniakgestank nach Atem rang, die Graffitis an der Wand. Am Wochenende würde er versuchen, etwas mit Karen zu unternehmen. Im Kino lief die City Cobra, aber vielleicht würde sie ihn auch anderswo hinschleppen. Und wenn nicht, würde er halt heimfahren. Erst daheim etwas essen und nach der Sportschau, Bayern gegen Dortmund, eine Runde flippern im Kupferdächle.

Aber eines war ihm klar: Selbst wenn es mit Karen nicht klappen würde, selbst wenn er am Wochenende heimfahren müsste – mit dem beschränkten Dorfbauerndasein, damit war jetzt endgültig, definitiv und ein für alle Male

Schluss.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Archiv

August 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Nutzererlebnis?
Melde dich bei Facebook an, um dein Nutzererlebnis...
Stachanow - 2. Sep, 12:59
Bundeshorst ist zurückgetreten
Bundeshorst ist weg. Dass er überhaupt hinkam, war...
Stachanow - 31. Mai, 16:01
Der
Vorteil ist ja, dass man diese Triebtäter nicht mittels...
pathologe - 2. Apr, 16:11
Selbstjustiz?
Erstaunlich. Bei Kindesmissbrauch durch irgendwelche...
Stachanow - 2. Apr, 12:23
Du hast es erfasst.
Du hast es erfasst.
Stachanow - 23. Mär, 18:59

Status

Online seit 7596 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Sep, 12:59

Credits


Arbeit
Familie
Gute Unterhaltung
Journaille
Kapital
Meine Jugend auf dem Dorf
Politik
Work-Life-Balance
Worte
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development