Freitag, 18. März 2005

Freilandser

Freilandser. Was bin ich heute wieder schöpferisch. Meine Entdeckung! Google liefert nur einen Hit, der nicht passt. Wie ich drauf gekommen bin? Gerade mailt mich ein Kollege aus dem Online-Journalismus an und fragt, was er als Freelancer in der PR kriegen kann. Außer Ärger nicht viel.

Wer ist der Heide-Mörder?

Titelt die taz. Wunderbar. Und die Netzeitung bringt den Wortlauf der Rücktrittserklärung:

Der gestrige Tag war für uns alle einer, den wir nicht vergessen werden. Ich habe eine solch persönlich verletzende Situation noch nie erlebt. Gegen offene Messer zu kämpfen ist nicht leicht, aber in der Politik manchmal notwendig. Gegen einen hinterhältigen Dolchstoß jedoch gibt es keine Abwehrmöglichkeiten.

Die machtversessene Frau Simonis sollte sich erst einmal im ersten Satz den Pluralis majestatis abgewöhnen, ehe sie Dolchstoßlegenden in die Welt setzt. So was macht uns politikverdrossen.

Donnerstag, 17. März 2005

Anal-phabet

Berufsbezeichnungen der Damen und Herren Journalisten gegenüber meinem Berufsstand, alphabetisch geordnet:

Anal-phabet
Antialphabetiker
Desinformatiker
Dummschwätzer
Lautsprecher
Lobhudler
Lohnschreiber
Lügenwerfer (abgeleitet von Flammenwerfer, gefällt mir)
Plapperkäfer
PR-Heini
PR-Fuzzy
Publizitätsstricher (auch nicht schlecht!)
Quatschkopf
Quotenhure
Schleimbeutel
Vernebler

Wobei ich gegenhalten kann mit: liederliche und widerliche Abschreiber.

Strohhut

Gestern habe ich mir einen Strohhut gekauft. Nein, kein so ein Poser-haftes Panama-Ding, passend zum Leinenanzug und zu irgendeinem Ingroup-Zigarillo, zum Juhuuu-Begrüßungsschreien im Biergarten der Munich Area und Küsschen links und rechts auf Frauenwangen hauchen. Sondern einen von der Baywa. Einen, den die alten Bauern bei Heu machen auf dem Bulldog tragen. Jawohl, der Schlepper ist für die Bauern im Sprachgebrauch immer noch der Bulldog. Und nach dem Heu machen rauchen sie beim Schafkopfen einen Stumpen.

Mittwoch, 16. März 2005

OTS: Ab morgen spamme ich

Bisher mache ich ganz klassische, ganz langweilige, ganz konventionelle Pressearbeit. Aber morgen probiere ich den ots (Original Text Service, samt neumodernem kleinschreib und Deppenleerzeichen) von der dpa aus und spamme die Welt zu. Bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob das funktioniert.

Wenn ja, wäre das bedauerlich. Ich müsste auf die alten Tage umdenken.

Bilder

Gerade werde ich gefragt, weshalb ich keine Bilder mitposte. Weil es mir zuviel Arbeit ist. Nicht das Einstellen. Das Digitalisieren. Ich fotografiere analog. Für die Familie, damit wir an matschigen Sonntagnachmittagen ein Album aus dem Regal herauslupfen und uns amüsieren können, ohne die Kiste hier hochzufahren. Und im Geschäft, weils Zeit spart. Es geht x-mal schneller, aus 50 Abzügen die brauchbaren fünf herauszufischen, als 50 Bilder am Bildschirm aufzurufen, zu vergleichen, auszuwählen, umzubenennen und zu verschlagworten.

Die guten Analogbilder werden noch einmal anständig abgezogen und gescannt. Dann stimmt meist auch die Farbtemperatur, die man bei digitalen Bildern immer noch nachbearbeiten darf und zuletzt doch nicht richtig hinkriegt. Die restlichen 45 unbrauchbaren Bilder heißen in der Analogfotografie nicht DSC4002101 und vermüllen das Bildarchiv, sondern werden rigoros weggeschmissen, samt dazugehörigen Negativstreifen.

Einschränkend zu sagen: Für eilige Jobs haben wir natürlich zwei Digitalkameras im Geschäft. Aber meine gute zehn Jahre alte Nikon ist besser.

Verkehrserzieher

Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Mein Motorrad geht von Null auf Hundert in drei Sekunden. Sechskommazwei Sekunden später, freie Bahn vorausgesetzt, geht die Digitalanzeige des Tachos über die 200. Schluss ist bei 261. Ich fahr sie aus. Gerne und wann immer es geht.

Trotzdem: Wenn ich von meinem Heimatdorf in die Arbeit fahre, überhole ich nicht mal einen LKW. Bloß die Bauern auf ihren Traktoren sind wirklich zu langsam. Warum ich schleiche? Weil nach acht Kilometern die erste Ampel kommt. Und bis in die Stadt sechs weitere. Von den sieben Ampeln sind im Schnitt vier grün und drei rot. Wenn ich einen überhole, hat der mich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit an der nächsten roten Ampel wieder eingeholt. Selbst wenn ich eine Ampelschaltung schneller bin, spare ich auf die Gesamtstrecke maximal anderthalb Minuten. Ich habe fünf Jahre Zeit gehabt, das herauszufinden.

Andere haben das noch nicht kapiert. Beinahe jeden Tag werde ich von Kleinwagen überholt, am Steuer wildgeworden gestikulierende subalterne Sachbearbeiter auf dem Weg zu Siemens. Oder Vertriebler der Audi-A6-5er-BMW-Klasse, die mir zeigen, was sie so alles draufhaben auf dem Weg zum Lügen oder mit dem Beamer Lügen an die Wand werfen. Mit quietschenden Bremsen scheren sie vor mir und vor der nächsten roten Ampel wieder ein.

Auf meinem Weg zur Arbeit liegt jeden dritten Tag Glas auf der Straße. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der Kreuze an meiner Strecke von zweien auf sieben. Alle diese Toten waren auf der Hatz nach anderthalb Minuten. Von den sieben Toten tut mir keiner Leid. Wirklich: nicht einer.

Dienstag, 15. März 2005

Alt-Bub

Jüngst saß ich im elterlichen Wohnzimmer vor der Glotze und sah auf dem Bayerischen Dritten (ich weiß, Todsünde) eine Sendung namens Boulevard Bayern. Es lief eine Riesen-PR mit der neuen König-Ludwig-Musical und ich vermutete fest, dass die CSU Aktien hat von dem Festspiel-Impressario.

Kurzum: Eine hochinteressante und niveauvolle Sendung mal wieder. Auf einmal sah ich auf der Mattscheibe Mario Adorf juvenil aus dem Publikum eine Treppe herunterjoggen und kraftvoll das Rednerpult erklimmen. Beinahe so kraftvoll wie George W. Bush. Und meine Mutter sagte:

Schau dean o, dean Alt-Bub.

Austropack

Kein Witz. Oder doch?

Die meinungsführende Fachzeitschrift für "verpacken - kennzeichnen - fördern - lagern - transport" in Österreich heißt Austropack.

Das papierlose Klo

Das papierlose Klo kommt schneller als das papierlose Büro.

Gelesen in einem Kommentar bei Don Alphonso. Wer DCT nicht kannte und ihn nicht kennt: Die Opernfigur ist einer der besten Stilisten der Blogosphere und einer der ätzendsten Kritiker der New Economy, die gerade wieder anfängt, ihr gräßliches Schlangenhaupt ungeniert in die Kameras zu halten. Und unsere erinnerungslose Medienmeute macht, als gäbe es kein gestern und auch nicht die Blamage von gestern, nur wieder allzu bereitwillig mit.

Was bleibt von der New Eco: sich in klitzekleinen schnellen Schrittchen im Kreis bewegen und was von Dynamik faseln, jedem Satz schlechtes Englisch beimischen, hochtrabende zweizeilige Titel auf der Visitenkarte - und weder was zu melden noch eine Ahnung. Aber: sich in klitzekleinen schnellen Schrittchen im Kreis bewegen und was von Dynamik faseln, jedem Satz schlechtes Englisch beimischen ...

Und nochmal Fußball

Jogi Löw
Jürgen Klinsmann
Oliver Bierhoff

Sie versuchen so angestrengt, die kurzen Hosen von früher vergessen zu machen, dass es mir beim Zuschauen wehtut.

Physiognomik und Phrenologie

Jeder weiß, der Lombroso war n Arsch. Aber der nächste Schiri im Knast, dieser Dominik Marks, sieht aus wie der kleine Stiefbruder von Oliver Bierhoff. Alle diese offensichtlichen BWL-Spacken haben Dreck am Stecken.

Freitag, 11. März 2005

Glückwunsch, Marianne und Nina!

Gestern wurde Marianne Rosenberg 50.
Heute Nina Hagen.
Herzlichen Glückwunsch Euch beiden.

Frutiger, unterschnitten auf 82 Prozent

Ein heikler Kunde. Ein Kunde, der immer am fertigen Produkt herumkrittelt und Meilensteine ignoriert. Ein Kunde, der kein Vorstellungsvermögen hat, wie ein Sprechertext einer Flash-Präsi später eingesprochen wirkt, deshalb das Manuskript durchwinkt und auch den eingesprochenen Text. Und später Textänderungen in der fertigen Präsentation vorbringt und sich nicht nur wundert, weshalb das Geld kostet, sondern nur einen Bruchteil der Mehrkosten akzeptiert, den Text von einer Sprecherin einsingen zu lassen und dann die 25 Bildspuren mit der neuen Tonspur zu synchronisieren.

Und jetzt kommts: Bei einer nicht ganz unwichtigen Druckschrift wird mein Text für eine reine Textseite ohne Not anderthalb Mal so lang hochkorrigiert.

Held der Arbeit: "Dann spendieren wir dem Part halt eine Doppelseite, bei 56 Seiten Gesamtumfang müsste das eigentlich drin sein."

Kunde: "Nein, wir machen die Buchstaben kleiner."

Held der Arbeit: "Das geht nicht."

Kunde: "Doch, im Word geht das."

Held der Arbeit: "Das geht auch im Quark, aber das sieht schlimm aus."

Kunde: "Das überlassen Sie besser mal uns."

Held der Arbeit: "Okay, dann unterscheiden wir die Frutiger und Sie werden schon sehen, wie scheiße das aussieht."

Gesagt, getan. Frutiger auf 82 Prozent der Laufweite gesetzt. Passt rein. Sieht himmelschreiend aus.

Kunde: "Na also, geht doch rein! Dass sich diese Künstler-Typen immer so anstellen müssen."

Jede Agentur hat die Kunden, die sie verdient. Mein Gott, was habe ich für einen Scheiß-Laden.

Mulle im Bauchnabel

Hochdeutsch heißt es Fluse. Aber was ist das für ein jämmerlich schwaches Wort gegenüber der bayerisch-schwäbischen Mulle. Die besteht aus Textilfasern und Körperhaaren, sitzt fett und feist im Nabel und muss mit den schlanken Fingern einer Frau herausgezogen werden. Meine Frau kontrolliert regelmäßig die Mulle. Fehlt sie, hat mich meine Frau im Verdacht, ich würde sie betrügen. Sie braucht sich keine Sorgen zu machen.

Die Mulle ist ein Zeichen der Liebe.

Schlachtschüssel

Der Bauer im Dorf hat eine Sau geschlachtet. Gestern abend brachte mein Weib die Schlachtschüssel auf den Tisch.

Dampfendes Kesselfleisch, fett-triefende Blut- und Leberwürste auf Sauerkraut, dazu einen Kanten (a Gnerzla, fränkisch, kommt von knarzen) Schwarzbrot und ein schäumendes Hausbräu vom Geyer. Hinterher habe ich nur einen Schnaps vermisst, der ist ausgegangen.

Wie kann das toskanische Getue gegen diese Pracht ankommen?

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