Mittwoch, 2. Februar 2005

Fee

bloggt für ihn weiter.

Montag, 31. Januar 2005

9 Live! Klaus Kleinfeld und der Ludenwecker

Der neue Siemens-Chef Klaus Kleinfeld trägt schwer am Handgelenk.

Juli 2004. Klaus Kleinfeld, noch ein namenloses Vorstandsmitglied, hält auf seinem Pressebild locker die Rolex am Handgelenk in die Kamera. Wer hat, der hat, wer kann, der kann. Das Hamburger Abendblatt weiß: "Modell Submariner Date, Listenpreis 3.270 Euro".

Januar 2005. Kleinfeld ist Vorstandsvorsitzender. Er ist verantwortlich für ein paar Tausend Jobs weniger in der Festnetzsparte. Die Handysparte schwächelt. Auch dort werden Köpfe rollen. Deshalb macht sich heute der pralle Ludenwecker imagemäßig nicht so gut.

Weil der Herr ja keine Zeit hat, sich neu ablichten zu lassen, wird die Haus-und-Hof-Agentur Publicis beauftragt, das störende Statussymbol rauszuretuschieren.

Dabei merkt man eines. Vorstand und Nobel-Agentur haben nicht kapiert, wie die Presse tickt. Wenn der Photoshop noch so viel kann, zählt in der Presse (noch) Authentizität.

Das ist zugegebenermaßen ein schweres Wort, weder für Vorstandsvorsitzende noch für Werber und PR-Anjas zu verstehen. Deshalb mach ich es Euch einfacher:

Wenn Ihr als PR-Leute ein retuschiertes Pressebild rausschicken tut, ist das gemogelt. Das mögen die Zeitungsleute gar nicht. Zumindest nicht die ernstzunehmenden. Und: Wenn Ihr ein neues Pressebild rausschickt, wird es, bevor es gedruckt oder ins Archiv gesteckt wird, mit dem alten verglichen. Deshalb ist man Euch beim Mogeln auf die Schliche gekommen.

Ein guter Tag heute. Zweimal habe ich den Beleg erbracht, dass die Leute doch nicht so blöd sind, wie man meinen könnte.

Durchblick mit no Logo

Auf der "Opti München" als einer "der Top-3-Augenoptikmessen in der Welt," wie OPTI-Veranstalter Dr. Arno Jäger (laut Presseinformation) "berichtet", gab es vom 28. bis 30. Jänner einen Haufen neue Brillen zu sehen. Und ich habe etwas gelernt. Die Hersteller werfen jährlich rund 12.000 Brillen auf den Markt und überbieten sich darin, Lizenzen der Bekleidungsmarken auf die Brillenmode zu übertragen. Nur: Den Käufer schert das nicht. Gerade mal fünf Prozent der Brillenträger geben laut repräsentativer Allensbach-Studie an, ihre Kaufentscheidung von einem Label abhängig zu machen.

95 Prozent der Leute ticken richtig. Wenigstens bei der Brille.

Donnerstag, 27. Januar 2005

Studiengebühren

Dieses Posting ist subjektiver und biografischer geworden, als ich es ursprünglich wollte. Es geht aber nicht anders.

Ich habe von 1985 bis 1990 studiert. Als erster Sproß einer Großfamilie, die noch vor zwei Generationen fast gänzlich aus halbnomadisierenden Schäfern, besitzlosen Tagelöhnern und Bauernmägden bestand. Landproletariat eben. Meine Mutter wurde mit 14 in die Fabrik geschickt. Mein Vater durfte eine Lehre als Speditionskaufmann machen, das war ein Aufstieg.

Nun gab es einen Willy Brandt. Der hat meiner Mutter beigebracht, dass ihr Bub aufs Gymnasium kann, wenn er den Kopf dazu hat. So wie die Bürgerskinder auch.

Als ich 15 war, durfte ich mir zwar jeden Tag daheim anhören, dass anderer Leute Kinder ein Geld nach Hause bringen und ich meine Zeit nur mit Rumtheoretisieren und Vierer schreiben vertrödle. Aber so ist das halt.

Nach dem Abi ging ich studieren, anschließend volontieren, redigieren, pressesprechern. Als Quotenhure verselbständigt, habe ich die vergangenen zehn Jahre etwas gemacht, was Siemens die vergangenen zehn Jahre tunlichst vermieden hat: Ich habe neue Arbeitsplätze geschaffen. Meinen mitgerechnet sind es sechs. Ich zahle Steuern. Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Grunderwerbsteuer, Grundsteuer ...

Und ich habe Leuten, die frisch von der Uni kamen, das Arbeiten beigebracht. Sie brauchen ungefähr ein Jahr, bis sie sich in der kapitalistischen Arbeitswelt einigermaßen bewegen können. Der Kapitalismus versteht es, sich ausgezeichnet zu tarnen. Selbst vor studierten BWLern und Juristen.

So. Nun urteilt das Bundesverfassungsgericht gestern, dass es Studiengebühren geben darf. Edelgard Bulmahn zieht eine beleidigte Fresse und die Schwarzen zwitschern vor Freude wie die Lerchen auf dem Felde.

Die Pisa-Studie machte öffentlich, dass in Deutschland wie in keinem anderen Land das Bildungsniveau der Schüler vom Geld der Eltern abhängt. Für den, der Geld hat, ist das eine gute Nachricht. Seine Kinder haben es mal besser. Sie kriegen keinen Konkurrenzdruck von diesen dreckigen, dem Land- oder einem sonstigen Proletariat entsprungenen Aufsteigertypen. Für den, der Geld hat, sind 500 Euro pro Semester ein Klacks.

Die Studenten, die das Geld nicht von den Eltern kriegen, werden werden Jobber. Ihre Entscheidung: Großer Mathe- oder kleiner Geldschein. Die Globalisierungsgegnerin Naomi Klein bezeichnet solche Leute in ihrem Buch "No Logo" als "Perma-Temps". Ein Oxymoron. Was haben Perma-Temps zu verlieren? Nichts! Meine Generation hat Wackersdorf verhindert. Es geht! Ich erhoffe mir massive Proteste.

Mittwoch, 26. Januar 2005

Globalisierung

Neulich habe ich mit einem Textiler vom alten Schlage gesprochen. Der hat mir versichert, dass es vor der Komplettverlagerung der Textilindustrie nach Südostasien durchaus möglich gewesen war, in Deutschland ein Herrenhemd für maximal 15 Euro zu fertigen. Wohlgemerkt: von der Baumwollfaser und den Webstuhl über die Stoffdruckerei, Ausrüstung und Konfektion bis zur Verpackung. Also: Der Einkaufspreis des Handels für ein deutsches Hemd könnte bei 15 Euro liegen.

Der Verkaufspreis eines wirklich guten Hemdes liegt bei 79 Euro. Macht eine Rohmarge des Handels von 64 Euro. Was einem Aufschlag von 426 Prozent gleichkommt.

Ja Himmelherrgottsakrament! Reichen 426 Prozent Rohmarge dem Handel denn nicht aus? Muss man das Hemd ums Verrecken für 7,50 Euro (oder vier, oder zwei) aus Indonesien einführen, um es dann auch für 79 Euro zu verkaufen? Und warum war dann Karstadt-Quelle kurz vorm Abkacken?

Ihr seht schon: Fragen über Fragen.

Hollywood und der Holocaust

Ich sah gestern auf Arte Hollywood und der Holocaust.

Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, sagt Adorno. Und Bilder zu zeigen? Dokumentarische Bilder? Fiktive Bilder? Und Bilder zu sehen? Und Bilder auf einer Meta-Ebene zu sehen? Ist das Katharsis? Oder Barbarei?

"Bald sind die letzten Überlebenden tot", sagte ein Überlebender im Arte-Beitrag, der in Hollywood arbeitete. "Bald wird niemand mehr wissen, wie es war, beim Appell, oder wenn jemand aufgehängt oder zu Tode geprügelt wurde."

Bald sind die Bilder aus Dokumentation und Fiktion das einzige, was bleibt, um zu erinnern.

Sonntag, 23. Januar 2005

Sonntag

Heute nacht hat es bei uns geschneit. Endlich. Gleich nach dem Frühstück sind wir alle vier raus zum Schlittenfahren. Eigentlich sogar zu fünft. Unsere kluge Katze Fee lief mit, rannte in Scheinattacken auf uns los, drehte dann kurz vor uns ab und hüpfte in die Schneehäufen.

Erst als sich der Schnee auch am Nordhang in Matschepampe auflöste, marschierten wir wieder heim. Nass, dreckig und glücklich. Meine Frau buk Waffeln, die Sauerkirschsauce kochte ich. Die Kindern haben gejohlt vor Freude. Jetzt spielt mein Sohn Blockflöte. Später schauen wir Don Camillo.

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