Erdachter Dialog (bei einer
Lasagne
und einem Glas
Frühburgunder):
"Gehsttu Rütli-Schule?"
"Ey, nix Rütli. Geh isch Montessori."
Stachanow - 15. Mai, 17:36
Ich arbeite gerade an einem Großprojekt, Firmenchronik, mal wieder. Den Mittwochabend bis in die späte Nacht brachte ich damit zu, Änderungen einzuhacken, die mir von meinen Auftraggebern, Leuten mit viel Geld, begrenzter sozialer Intelligenz und einem restringierten Code, aufoktroyiert wurden. Selbst wenn meine Anonymität fiele und die Betroffenen den letzten Satz lesen könnten, bliebe ich doch in Sicherheit. Meine Auftraggeber verstünden das Geschriebene nicht.
Alle Änderungen meiner Kunden zielen darauf ab, jedes halbwegs lebendige Wort durch ein langweiliges zu ersetzen und jede halbwegs kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit im Keim zu ersticken. Im Konzept sah das noch etwas anders aus. Deshalb macht mich jede Änderung reicher, weil jede Änderung, die gegen das Konzept geht, nicht im Pauschalpreis enthalten ist.
Trotzdem: Seither träume ich jede Nacht davon, dass eine syphilitische Hure ein Kind zerstückelt. Man braucht nicht der alte Sigi Freud zu sein, um das zu entschlüsseln.
Warum mir das so nahe geht, wenn dumme Menschen meine Arbeit zunichte machen?
Eine Rede, einen Zeitungsartikel schreibe ich runter, was drin steht ist mir innerlich einerlei. Einige Stunden Arbeit, ein paar Hunderter, fertig. Aber an dem Job arbeite ich seit 450 Stunden, habe 40 Interviews mit zum Teil hochinteressanten Menschen geführt. Alles für die Katz. (So was würden sie wieder rausstreichen - für die Katz, das sagt man doch nicht!)
Bin ich ein Sensibelchen? Klar bin ich das. Aber wenn ich das nicht wäre, könnte ich erstens meinen Job aufgeben und zweitens wäre mein Leben arm. So arm wie deren Leben, trotz des Geldes.
Stachanow - 13. Mai, 13:06
Es wird Nacht, Senorita,
und ich hab kein Quartier.
Nimm mich mit in dein Häuschen
ich will gar nichts von dir
Etwas Ruhe, vielleicht
ich bin müde vom Wandern ...
Scheiß Job. 5 Millionen Arbeitslose, und ich steuere schnurstracks auf den Karoshi zu.
Stachanow - 6. Mai, 00:56
Ausnahmsweise heute einmal etwas Positives aus der Arbeit. Ein wirklich guter Kunde und Freund, der dieses Blog regelmäßig und recht amüsiert verfolgt, ruft an, um mich nach den hier veröffentlichten Tiefschlägen dieser Woche zu trösten.
Danke, lieber Mr. T., danke!
Die Geschichte zum Product Launch, mit besonders viel Herzblut geschrieben, kommt heute noch über die Leitung.
Gruß
Stachanow, Held der Arbeit.
Stachanow - 5. Mai, 18:32
Und dann gibt es andere, die geben mir heute Blindtext frei zum Druck, ohne Änderung:
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Als ich dann nachfrage, heißt es: Ach ja das, hab ich nicht verstanden.
Stachanow - 2. Mai, 20:59
Ich bin Dein Ghostwriter. Du hast mich engagiert, weil Du keine Zeit hast und weil Du Dich nicht gescheit ausdrücken kannst.
Jetzt kommst Du zu mir und klagst, so hättest Du das nie gesagt.
Natürlich hast Du das so nie gesagt. Weil Du nicht fähig bist, es so zu sagen.
Am liebsten würde ich Dir das so sagen. Aber dann wäre ich bald der Held der Arbeitslosen.
Stachanow - 2. Mai, 12:35