Donnerstag, 22. September 2005

Marx und geistige Arbeit

Worin besteht nun die Entäußerung der Arbeit?
Erstens, dass die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, das heißt nicht zu seinem Wesen gehört, dass er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert.

Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich.


Wie es Karl Marx in seinen ökonomisch-philosophischen Manuskripten niedergelegt hat, so fühlt sich heute Stanchanow. Außer sich.

Hooligans, tut etwas Vernünftiges

Hooligans, tut bitte einmal in eurem Leben etwas Vernünftiges. Wenn ich das lese, kriege ich das Kotzen:

6. Wie werden die Eintrittskarten bezahlt?
MasterCard ist die Offizielle und Exklusive Karte FIFA WM 2006. Während der ersten vier Verkaufsphasen werden ausschließlich MasterCard-Kartenprodukte akzeptiert.


Abgesehen davon, dass der erste Satz der Antwort kein Satz ist und "Offiziell" und "Exklusiv" im Deutschen immer noch kleingeschriebene Adjektive sind: Ja wo sammer denn?! Ist ein Euro wirklich nur dann gültig, wenn er von einer Mastercard abgebucht wird?

Okay, im Passus darauf rudern die Marketingaffen wieder zurück und sagen:

"Gezahlt werden kann auch per Lastschriftverfahren mit Einzugsermächtigung (für Kunden ohne MasterCard und mit einem Bankkonto in Deutschland) sowie per Banküberweisung (für Kunden außerhalb Deutschlands ohne MasterCard und ohne Bankkonto in Deutschland)."

Trotzdem: Diese Art der Vermarktung ist von übel. Ein Markenscheingebilde (FIFA WM 2006) stützt das andere (Mastercard) und versucht, ihm beim Geldscheffeln zu helfen. Dafür muss das zweite Markenscheingebilde an das erste dick Linzenzgebühr abdrücken.

Und jeder, der sich auf das blöde Markenspielchen einlässt, verrät den Fußball. Wenn es nach den Sponsoren geht, werden die Stadien zur WM voller geistiger Klone sein, die allesamt das in sich aufsaugen, was sie vorgesetzt bekommen. Und das wird alles sein, bloß kein Fußball.

Deshalb hoffe ich auf die subversive Kraft der Hooligans, die sich nicht aussperren lassen werden. Ich hoffe auf den Boykott der Produkte der "Offiziellen Sponsoren". Ich hoffe auf einen gigantischen wirtschaftlichen Flop. Und wehe, irgendein Oberschlauer quakt jetzt rum und sagt, das wäre typisch deutsch.

Was ich auch hoffe: dass sich ein paar Jungs auf einer Wiese treffen. Einer hat nen Ball unterm Arm. Sie bilden zwei Mannschaften und kicken. Das geht. Und sogar ganz ohne Bierhoffs mit Sozialromatik verschmierter Bitburgerei.

Mittwoch, 21. September 2005

Sprach- und Denkverbot

Heute der Kundenzensur zum Opfer gefallen: Das harmlose Wörtchen "ausmisten". Wird jetzt umschrieben mit dem schwächlichen "aussortieren". Und das im Zusammenhang mit einem Spam-Blocker. Als ob irgendjemand jemals einen Spam-Quarantäneordner aussortiert hätte.

Schizophren: Erst krieg ich einen Auftrag, damit ich den Kram so darstelle, wie es der Kunde mit seinem restringierten Code nicht kann. Dann macht er es schlechter - und zuletzt kriege ich dafür noch mehr Geld, weil der Job auf Stunden bezahlt wird und ich dem Kunden unseren Streit als Position "Abstimmung" auf die Rechnung setze.

Montag, 19. September 2005

Reißt Euch am Riemen

Selten hat der Souverän deutlicher gesprochen als gestern. Was er ablehnt: Das Entweder-Oder der Parteisoldaten.

Was er gewählt hat: Ein "Springt über Euren Schatten". Ein "Redet miteinander". Ein "Findet Gemeinsamkeiten, die über den kleinsten gemeinsamen Nenner hinausgehen". Ein "Reißt Euch endlich am Riemen".

Schade nur, dass dieses Signal nicht recht ankam. In der Elefantenrunde bramabarsierten sie alle entsetzlich rum. Löbliche Ausnahme: Fischer. Der zeigte so was wie Einsicht.

Was mich besonders freute war das Abschneiden der Links-Partei. Endlich haben die betonköpfigen Unterbezirksgewerkschaftssekretäre eine Plattform für sich, wo sie sich in ihrer Bedeutungslosigkeit austoben können und die SPD nicht mehr stören.

Wobei Bedeutungslosigkeit vielleicht verkehrt ist. Bei den Grünen hat es auch etliche Jahre gedauert, ehe sich ihr ursprüngliches Öko-Gekeife in umsetzbare Politik gewandelt hat. Inzwischen ist Grün Mainstream, selbst die CSU ist ein klein wenig grün angehaucht. Mag sein, dass wir eine sozialistische Partei brauchen, damit die anderen Parteien auch wieder einen sozialen Anstrich bekommen.

Mittwoch, 14. September 2005

Achselschweiß im Gottesdienst

Gestern war Einschulung in Bayern. Meine Tochter ist jetzt ein Schulkind. Sie ist vor Stolz und vor Aufregung schier geplatzt. Wie es sich in Bayern gehört, begann die Schule mit einem Gottesdienst, auch im protestantischen Mittelfranken. Obwohl niemand in meiner Familie in der Kirche ist und wir auch nicht glauben, wollte ich meine Tochter nicht schon in der ersten Minute ihrer Schulzeit ausbesondern. Deshalb ließen wir den Gottesdienst über uns ergehen.

Neben uns quetschte sich eine andere Familie in die Kirchenbank. Jünger als wir. Er sportlich gekleidet und leicht angefettet. Sie blond, groß, schlank, gut zurechtgemacht, schöne große Zähne, leicht pferdegesichtig, aber wirklich hübsch. Eigentlich sogar: sehr hübsch.

Nur wie sie roch. Oder besser: Wie sie stank. Nach richtig altem Achselschweiß, der in dichten Schwaden bei jeder ihrer Bewegungen herüberzog. Und, von der Hüfthose kommend, nach Arschwasser.

Ich weiß, es gibt wichtigere Fragen als die, warum sich eine junge Frau mit altem Achselschweiß und Arschwasser in die Kirche setzt. Merkel oder Schröder. Kirchhof oder nicht. New Orleans. Iran. Irak. Trotzdem: Was mag in einer Frau vorgehen, die sich derart gehen lässt?

Sonntag, 11. September 2005

Wenn einer eine Reise tut

Wir sind wieder da. Der Urlaub war prima. Italien ist ja auch schön. Nur: Italiener sind stressig.

Was ätzt
Sportives Überholen italienischer Autofahrer mit Auffahren auf den Vordermann bis auf Millimeterdistanz, mit dem Zweck und Effekt, nach dem waghalsigen Überholen ein Auto weiter vorne im Kolonnenverkehr festzustecken.

Was nervt
Wegweiser nach Trento, denen zu folgen sinnlos ist, weil nach einem Kilometer Geradeausfahrt ein der Fahrtrichtung entgegengesetzter Wegweiser nach Trento kommt.

Was befremdet
Junge Männer mit gezupften Augenbrauen. Offenbar heterosexuell.

Was belustigt
Paris-Hilton-Look-Alikes.

Was zu denken gibt
Aufgrund des Schönheits- und Coolness-Zwangs hat die Altersgruppe zwischen zwölf und 70 das Lachen verlernt. Erst im hohen Alter, wenn sich die „bella figura“ beim besten Willen nicht mehr aufrecht erhalten lässt, lernt der Italiener wieder Gelassenheit. Und herzhaftes Lachen.

Wofür ich Italiener bemitleide
Ihre sensationell nervigen Schratzen. Aber die Suppe haben sie sich, durch Ein-Kind-Familie und Dauerverhätschelung, selbst eingebrockt.

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