Gute Unterhaltung
Stachanow, der Held der Arbeit, ist fertig mit seinen 20 Ster Holz. Geliefert als Sterholz, hat er das Holz mit der Motorsäge geschnitten, mit dem Spalthammer gespalten, sauber aufgestapelt und auch schon das Sägemehl verräumt.
Zum Aufstapeln hat er Pfähle gekauft. Die bietet ein Baumarkt, der 20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung - gibt, als Zwei-Meter-Pfahl, grün kesseldruckimprägniert, für 3,99 Euro feil. Ein stolzer Preis für so einen Pfahl. Je nun, denkt sich Stachanow, selbst Unternehmer, und addiert Prozesskosten des Kassiervorgangs, Logistik- und Lohnnebenkosten und vor allem die Werbekosten für die Spots - und kommt in Summe zur Überzeugung, dass der Baumarkt ja auch von etwas leben will.
Zumal der Pfahl ja abzüglich der 20 Prozent nur 3,19 Euro kostet. Dann sieht Stachanow bei der Baywa auch kesseldruckimprägnierte Zwei-Meter-Pfähle, einen Zentimeter weniger stark als die beim Praktiker, aber geradeso tauglich, für 1,59 Euro. Dort spricht der Preis.
Stachanow - 2. Apr, 14:15
Duplo ist das längste Hanuta der Welt.
Stachanow - 3. Mär, 15:58
Ein enger Freund von mir ist bei der Polizei. Der berichtet gerade von sich häufenden Anrufen wegen tot herumliegender Vögel. Dazu für die hysterische Republik ein paar Fakten:
- In Deutschland leben tatsächlich mehr Vögel als Menschen (und das ist auch gut so!)
- Vögel haben nicht das ewige Leben.
- Es gibt unter den Vögeln keine Bestatter. Daher liegen Vögel nach ihrem Ableben als kleine gefiederte Leichen herum.
- Der Winter war hart. Viele Vögel sind verhungert. Jetzt, da der Schnee wegtaut, liegen deshalb besonders viele tote Vögel herum.
- Die Polizei wird nicht mit einem Sonderkommando ausrücken, wenn ein toter Vogel aufgefunden wird.
- Man wird über die Fundstelle keine Quarantäne verhängen und auch kein Napalm einsetzen.
- Der Bürger braucht die Polizei- und Veterinärbeamten darob nicht der Faulheit zu bezichtigen.
- Tote Vögel soll man nicht anfassen. Wenn man sie wegwerfen will, dann mit Einweghandschuhen anfassen und diese zusammen mit dem Vogel in den Müll werfen. Danach Hände waschen.
Ausnahme sind viele tote Vögel einer Art an einem Platz. Tote Wasservögel, insbesondere solche mit schwarz verfärbten Füßen oder Schnäbeln. Auch bei Hühnern färbt H5N1 die Kämme der Tiere schwarz. Wenn der aufmerksame Bürger so etwas vorfindet, sollte er die Polizei verständigen - und kommt dann zur Belohnung als Lebensretter ins Fernsehen zu RTL.
Stachanow - 20. Feb, 16:15
Komme heute von den Kanaren zurück, vom Interview mit einem dort lebenden Industriellen. Die Insel bevölkert von Greisen, das ganze Fluzeug voll mit weißhaarigen Leuten, die zum Lesen einer Focus-Doppelseite eine geschlagene Stunde brauchen. Mein Nachbar delektierte sich aber nicht am Focus, sondern schmökerte vom Start bis zum Überflug von Paris die Aufklärungsseiten der "Bravo" und begeisterte sich still an den Orgasmusschwierigkeiten von 13-jährigen.
Ob ich auch mal so sein werde, wenn ich alt bin?
Stachanow - 16. Feb, 11:34
Was ich mal wieder sehen will:
- einen Elvis-Film
- den Hofnarr mit Danny Kaye
- Irgendwie und Sowieso
Stachanow - 12. Jan, 09:39
Irgendwann zwischen den Jahren kugelt sich Stachanow aufs Sofa und guckt zu einer Tageszeit in die Glotze, in der er sonst nicht glotzt. Er sieht Chicks mit aufgeplusterten Lippen und Titten in Roben und mit Hochsteckfrisuren, sieht ölige Typen in Anzügen, hört hölzernste Dialoge und fragt sich, ob er am hellen Nachmittag in einem Softporno gelandet ist und wann endlich die chargierenden Affen mit Fick-Simulationen anfangen. Aber die tun das nicht.
Dann stellt er fest, dass er in "Verliebt in Berlin" gelandet ist. Telenovela für die Favela. Du bist Deutschland.
Stachanow - 3. Jan, 10:54
Warum denke ich bloß immer, wenn ich Madonnas 47 Jahre alten Arsch durch das Hung-up-Video hüpfen sehe, an Marika Rökk?
Stachanow - 20. Dez, 10:26
Warum benutzen die Sportjournalisten nicht mehr den Begriff "Fußball-WM", sondern arschkriecherisch den vom Veranstalter geprägten Markennamen (und sprechen geistig auch noch das Trademark-Signet mit)? Warum mutiert die simple Auslosung von 32 Mannschaften zu einem Medienspektakel? Warum dürfen uns die 15 Sponsoren Adidas, Anheuser-Busch, Avaya, Coca-Cola, Continental, Deutsche Telekom, Emirates, Fujifilm, Gillette, Hyundai, Mastercard, McDonalds, Philips, Toshiba und Yahoo permanent und ungestraft zuspammen? Warum werden diese Marken nicht einfach boykottiert? Warum ordnet sich alles dem Primat des Kommerz' ungestraft unter? Warum hauen die Hools nicht einfach alles kurz und klein?
Warum fahre ich nicht nächstes Jahr im Juni in den Urlaub?
Stachanow - 12. Dez, 14:08
Obwohl das Radio bei mir selten läuft: vorgestern einmal, gestern zweimal, heute bis Mittag zweimal mit "Last Christmas" bedudelt worden. Wenn das linear so weitergeht bis Heilig Abend, bin ich erledigt, fürchte ich.
Stachanow - 1. Dez, 12:27
Gefunden bei Joseph Heller, Endzeit:
Nachdem er die Universität mit der nüchternen Erkenntnis verlassen hatte, dass er keinen Wert darauf legte, seine höhere Bildung noch weiter zu erhöhen, hatte Yossarian erst eine Weile unterrichtet und war dann in die Werbung gegangen. Er reüssierte, genoss seine jährlichen Gehaltserhöhungen und kleinen Beförderungen, mochte die Leute dort lieber als die an der Universität, bekam am Ende des dritten Jahres wieder eine kleine Aufbesserung und beschloss, sich nach einer anderen, besser bezahlten Arbeit umzusehen. Er fand rasch eine besser bezahlte Stelle bei einer anderen Agentur, die so ziemlich dieselben Aufträge bearbeitete wie die, bei der er soeben aufgehört hatte. Er blieb, bis er seine jährliche Gehaltserhöhung bekam, und sah sich dann nach einem anderen Job um und einer weiteren schnellen Gehaltserhöhung.
Jedesmal wenn er eine Firma verließ und zur nächsten ging, geschah es mit dem entmutigenden Entschluss, dass er den Rest seines Lebens nicht damit verbringen wollte, seine Intelligenz, Phantasie und gute Erscheinung zur Förderung des Umsatzes von Produkten einzusetzen, die er selbst nicht benutzte, und von Veröffentlichungen, die er normalerweise nicht lesen würde. Andererseits fiel ihm kein Produkt und keine Idee ein, für die er sich gerne engagiert hätte und die ihm auch genug für all die Dinge eingebracht hätten, die er für sich, seine Frau und die Kinder zu erwarten gelernt hatte. Das Dilemma war nicht allzu qualvoll.
Joseph Heller, Endzeit. Aus dem Amerikanischen von Joachim Kalka. Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, Januar 1997. Seite 198 f. ISBN 3-596-13439-0 (vergriffen)
Dem ist doch nichts hinzuzufügen, oder?
Stachanow - 21. Nov, 15:20